Ein Jubiläum ist mehr als eine „Alterserscheinung“
Sie saßen alle in der Reihe auf der Bank, die Mütter mit den kranken Kindern – und wie todkrank Manche von ihnen waren – die Krankenblätter vor ihnen am Tisch, die Temperatur gemessen und eingetragen und die Schwesternhelferin stand dienstbereit daneben… damals, in den späten 1960er Jahren im der Ambulanz des Lubaga Hospitals.
Was hätten wir Europäerinnen getan, unzu-länglich mit der Sprache vertraut und mit vielen Fragezeichen was Kultur und Bräuche an-ging, ohne die jungen Ugander-innen, die ei-nen Kurs als Schwesternhelferinnen absolvierten und uns in der praktischen Pflege zur Hand gingen – uns oft einen Schritt voraus!
Es war wohl eine klare und notwendige Entscheidung der ersten Gralfrauen in Uganda, dass für jede Entwicklung des Hospitals qualifiziertes einheimisches Personal gebraucht wurde. Die wenigen „enrolled Nurses“ (Pflegeschwestern mit einem anerkannten Abschluss nach 2 Jahren und 9 Monaten), kamen aus den Krankenhäusern im Land, die schon früh ausbildeten und die zwei afrikanischen „Registered Nurses“ (nach UK Standard ausgebildet) die angestellt waren mussten für eine Qualifikation noch nach England oder Schottland reisen.
Der Schrei nach Pflegepersonal kam auch aus vielen kleineren Missionskrankenhäusern und Dispensarien und war nicht zuletzt auch ein ganz essentielles Anliegen vom Gral der sich die professionelle Entwicklung von Frauen ins Programm geschrieben hatte.
So kam es, dass schon zwei Jahre nach der Ankunft von Dr. Magdalene Oberhoffer und Elisabeth Weigand ein hausinterner Kurs für Schwesternhelferinnen ins Leben gerufen wurde – damals 1956.
Die solide Basis von Unterricht und Praxis, von Persönlichkeitsbildung und religiöser Motivation erwies sich als erfolgreich und der Service dieser Pioniere der Pflege verbesserte die Qualität der medizinischen Versorgung landesweit.
Es war eine Freude einzelne Ehemalige zu treffen nach langen Jahren, bei der Feier der 60 Jahre Pflegeschule– und zu staunen was aus diesen Anfängen gewachsen ist. Viele der Helferinnen schrieben sich sofort in den „Enrolled Kurs“ ein, der 1971 das erste Training ablöste, als Geraldine Huisigund später Sr. Anne Marie Specht als Lehrschwestern befugt Pflegerinnen ausbildeten. Daraus qualifizierten sich Manche in einer Zusatzausbildung von 18 Monaten zur registrierten Pflegekraft oder Hebamme – Andere schrieben sich für die OP- oder Labor Assistentenkurse ein, oder wollten als MTAs dem Gesundheitssystem dienen – und das alles im Lubaga Hospital.
Die Schule wuchs mit den steigenden Anforderungen, ugandische Unterrichts-
Schwestern lösten die Europäer ab. Erst Sr. Joseph Donatus, später Sr. Jane Frances von den Bannabikira Schwestern übernahmen die Leitung. Das alte Gebäude auf dem Hospital-gelände wurde 2005 im „Cathedral-Plot“ durch neue helle ersetzt.
Von den heute über 300 Schülerinnen und Schülern graduierten am Tag des Jubiläums dem 27.08.2016 über 100 – sie alle tragen professionelles Können und einen guten Geist in die Hospitäler und Gesundheits-zentren des Landes. Alumini´s schlossen sich zu einer Assoziation zusammen um für die Schule zu ar-beiten und zu werben. Einige von ihnen haben es bis zum Abschluss an der Universität geschafft.
So war es nur Recht ein frohes und buntes afrikanisches Fest zu feiern mit Gottesdienst, Gesängen, Tänzen und Reden, dem obligatorischen Kuchenanschnitt und einem reichhaltigen Essen – und dabei zu sein war ein großes Privileg. Der internationale Gral als Gründer der Pflegeschule wurde hoch geehrt mit einer Medaille und einem Zertifikat – wir, die ehemaligen Verantwortlichen durften Geschenke mit nach Hause nehmen. Die Erfolgsgeschichte zu erleben, die jungen Schwestern und Medizinischen Assistenten so begeistert zu sehen, das ist der eigentlich Grund unserer Dankbarkeit und dem Lob das wir Gott gesungen haben.
Eine der Unterrichtsschwestern konnte eine besondere Überraschung erleben, da sie Judith Ettner treffen durfte, die sie von der Grundschule an mit Schulgeld über den Aichacher Missionskreis, unterstützt hatte. Tränen der Freude flossen und sie war so glücklich sagen zu können, dass sie heute in Lubaga unterrichtet und eine Zukunft hat, Dank der wunderbaren Begleitung aus Deutschland.
Man muss solche Stunden am Äquator erlebt haben um zu verstehen was es bedeutet ein Jubiläum zu feiern, das das Leben vieler junger Menschen und vieler Patienten am Äquator verändert hat.
Christa Werner
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