Effata 2019 in Heppenheim
Schülerinnen und Schüler gehen seit Wochen weltweit jeden Freitag auf die Straße um für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu protestieren und die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft zum Handeln aufzufordern. In Bayern siegte das von der ÖDP und anderen Gruppierungen initiierte Volksbegehren „Rettet die Bienen – Für mehr Artenvielfalt“ mit unerwartet hoher Beteiligung und wird im Landtag umgesetzt werden. Nur zwei aktuelle Beispiele dafür, dass die Zerstörung unseres Planeten Erde immer mehr ins Bewusstsein rückt, unsere Lebensgrundlage akut und nachhaltig bedroht ist.
Schon vor knapp vier Jahren veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika „Laudato Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“. In unseren GRAL-Gruppen beschäftigten wir uns intensiv mit dieser unserer Schöpfungsverantwortung. Unsere einzigartige Eine Welt ist massivst bedroht, auf vielen Ebenen wird Raubbau und Zerstörung betrieben, die Folgen sind unübersehbar und vielfach nicht mehr rückgängig zu machen. Papst Franziskus hat damit ein hochaktuelles und für uns überlebenswichtiges Thema aufgegriffen und in den christlichen Kontext gesetzt. Es gilt Gottes einmalige Schöpfung zu bewahren und zu sichern.
Uns war es ein großes Anliegen, uns auch noch einmal auf nationaler Ebene mit diesem Thema zu beschäftigen. Zum Effata-Treffen vom 08. bis 10. Februar in Heppenheim wurden dazu zwei kundige Referentinnen eingeladen: Sr. Ingrid Geissler und Sr. Praxedis Becker – die beiden Verantwortlichen der Afrikanachrichten des NAD (Netzwerk Afrika Deutschland). In einer beeindruckenden Power-Point-Präsentation arbeitete Sr. Ingrid die wesentlichen Punkte der Enzyklika anschaulich heraus: WIR sind die Erde, es geht nicht um unsere Um-Welt, sondern unsere Mit-Welt. Wir sind Teil der universellen Geschwisterlichkeit. Es gilt, uns um unser gemeinsames Haus zu sorgen und dieses zu schützen. Dies wird möglich, wenn wir sehen – wahr-nehmen – in welch sozial-ökologischen Krise wir stecken. Als weiterer Schritt ist es wichtig zu urteilen, die Ursachen dieser Misere zu hinterfragen und zu benennen. Dieser Punkt wurde von der Referentin intensiv herausgearbeitet – das „technokratische Paradigma“ und seine Folgen für den Menschen, die Menschheit. Dagegen setzt Laudato Si auf das Handeln, die Intelligenz des Herzens, die Ästhetik, die Achtsamkeit, die Gerechtigkeit und weltweite Vereinbarungen im Bereich des „globalen Gemeinwohls“. Letztendlich bleibt die Hoffnung, dass es immer einen Ausweg gibt, dass wir immer den Kurs neu bestimmen können, dass wir immer etwas tun könne, um die Probleme zu lösen. Und der Glaube daran, dass Gott uns die Kräfte und das Licht schenkt, das wir dafür benötigen und er uns mit seiner Liebe und seinem Segen dabei nicht alleine lässt.
Als weiteren Schwerpunkt der Tagung lud Sr. Ingrid die Teilnehmerinnen dazu ein, sich gedanklich auf den „Außerordentlichen Weltmissionsmonat“ einzustimmen, den Papst Franziskus für Oktober ausgerufen hat. Mit dem Motto „Getauft und gesandt; die Kirche Christi missionarisch in der Welt“ liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der pastoralen und missionarischen Arbeit der Kirche sowie auf der persönlichen Sendung einer jeden Christin, eines jeden Christen. Ziel soll es sein, weltweit ein neues Bewusstsein für das Thema „Mission“ zu schaffen. Der Gebetsmonat solle das „Bewusstsein der missio ad gentes“ stärken und die „missionarische Umgestaltung des Lebens und der Seelsorge“ fördern.
Der außerordentliche Monat für die Weltmission 2019 steht in der Tradition des Apostolischen Schreibens „Maximum illud“. Mit der Terminwahl im Herbst 2019 verweist Franziskus auf die Veröffentlichung des Papstschreibens zur Missionierung 100 Jahre zuvor: In dem Dokument vom 30. November 1919 legte Papst Benedikt XV. (1914-1922) Eckpunkte der Missionsarbeit dar. Dabei forderte er unter anderem Respekt vor anderen Kulturen und grenzte die kirchliche Verkündigung von kolonialen Bestrebungen ab. Sr. Ingrid spann den Bogen der päpstlichen Verlautbarungen zum missionarischen Auftrag der Kirche von damals in die heutige Zeit.
Soweit ein kurzer Einblick in die inhaltlich wieder sehr gefüllten und bereichernden Tage. Sehr wertvoll war für mich, für uns auch wie immer das Miteinander, die Begegnung, das Teilen und auch das Erinnern an jene, die einfach fehlen.
Ein Dankeschön an Sr. Ingrid und Sr. Praxedis, die uns mit ihrem Da-Sein, ihrem Humor und ihrem unendlichen Hintergrundwissen und tiefem Glauben sehr bereicherten!
Judith Ettner, Februar 2019